Geschichte des Museums für Völkerkunde Burgdorf
Von der Gründung bis zu den goldenen Jahren der Sammlung:
Im Jahre 1904 vermachte Heinrich Schiffmann (1872 in Burgdorf - 1904 in Ouchy), besser bekannt als Henri Schiffmann, durch sein Testament seine Sammlung von ungefähr 500 ethnographischen, sowie auch naturkundlichen Objekten dem Gymnasium Burgdorf. Trotz anfänglichen Problemen mit der Erbschaftssteuer, dem Transport und dem Hausieren der Gegenstände, wurde am 2. Mai 1909 die "Schiffmannschen Sammlung des Gymnasiums Burgdorf" im früheren Gemeinderatssaal im Schulhaus am Kirchbühl eröffnet. In den folgenden Jahren kann sich die Sammlung über reichliche Donationen freuen. Die geschenkten Objekte kommen von überall her, doch vor allem Asien scheint die Donatoren zu faszinieren, denn der Grossteil der Schenkungen kommt vom asiatischen Teil der Erde.
Grossartigen Schenkungen von Fräulein Marie M. Schafroth, Dr. Henri von Niederhäusern und vielen anderen Gönnern, sowie erste Käufe von Objekten führten zu einem Platzmangel und der vorläufigen Schliessung der Sammlung. Am 29.12.1917 entschloss die Einwohnergemeinde Burgdorf den Ankauf des Geschäftshauses der Firma „Bucher & Cie.“, am Kirchbühl 17. Dies sollte nicht nur der Schiffmannschen Sammlung zu Gute kommen, sondern auch der „Historischen Sammlung des Rittersaalvereins“. Die völkerkundliche Sammlung wurde den ganzen dritten Stock versprochen und der historischen Sammlung den zweite Stock. Die damalige Firma verwandelte sich so in ein Museumsgebäude. Die Umsiedlung der Objekte verzögerte sich jedoch wegen dem I. Weltkrieg auf das Jahr 1919. An Neujahr standen die Räume, nach einem Umbau, endlich zur Verfügung. Durch freundliche Hilfe der Gemeinschaft, Freunden und Gönner gelang der Umzug ziemlich schnell, so dass Ende August 1919 die Ausstellung der Sammlung erneut eröffnet werden konnte.
Nach dem Krieg, zwischen 1919 und 1921, wuchs die Sammlung dank Herrn Albert Kappeler um 150 philippinische (Igorroten und Ifugao Kultur) Objekte. Auch zu nennen ist Herrn Dr. Henri von Niederhäusern, der ebenfalls eine sehr grosse Anzahl an Gegenstände (Japan, China, Korea) hinzufügte. Die Herren Dr. Armin und Charles Im Obersteg schenkten 1927 der ethnographischen Sammlung ihre Kollektion von ungefähr 700 alten Gegenständen, die ihr Vater 40 oder mehr Jahre zuvor gesammelt hatte. Diese Objekte brachten dem Stadtrat dazu einen 20‘000 Franken hohen Kredit der Sammlung zuzusprechen. Dieser Kredit wurde für den Ausbau des Dachstockes des Museumsgebäudes gebraucht. Es scheint auch, dass Ende der 20er Jahren der Fokus der Stifter Richtung Südasien, Afrika und Südamerika gewechselt ist.
Von den 30er bis zu den 70er Jahren
Kurze Zeit nach dem Kriegsanfang verstirbt am 25. Dezember 1939 der erste Konservator und wichtiger Schenker der Sammlung, Dr. Arnold Kordt, in Zürich an einem Herzschlag. 30 Jahre lang sorgte er für das Fortbestehen der völkerkundlichen Sammlung und aus einer Sammlung wurden mehrere Kollektionen, die sogar zu einem kleinen Museum angewachsen sind. 1944 nach dem das Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen bombardiert wurde, werden 20 Kisten mit den 260 „wertvollsten“ Objekten in Tresorraum der Amtsersparniskasse Burgdorf deponiert. Im September 1945 befanden sich 260 Kunstobjekte unversehrt im Museum wieder. Während, wie auch nach dem Krieg werden nur wenige Gegenstände gekauft oder gestiftet.
Ein weiterer wichtiger Ankauf wurde 1951 mit dem Erwerb der ersten japanischen Farholzdrucke der Sammlung getätigt. Der Kurator Dr. Rychner war ein guter Bekannter von dem Berner Künstler Peter Stein, der eine private Sammlung von Drucken besass. Das Museum erwarb Hiroshiges 53 Stationen der Tōkaidō von 1850 (Kichizō-Edition) vollständig und in ausgezeichneter Qualität. Sie sollten den Grundstock der Farbholdruck-Sammlung bilden und sollten als Lehrmittel dienen. Eine Auswahl von Hiroshiges Werken und die anderer Künstler werden gerade im Museum Franz Gertsch ausgestellt (siehe Ausstellungen und Events: „Hiroshige & Kunisada“).
Probleme der 80er und 90er Jahre
1988 wurde erneut wegen Platzmangel die damalige „Ethnographische Sammlung des Gymnasiums Burgdorf“ im ehemaligen Gewerbeschulhaus am Kirchbühl 11 verlagert. Am 5. Februar 1989 wurde die Sammlung als „Museum für Völkerkunde Burgdorf“ neu eröffnet. Erst durch den grosszügigen Beitrag aus dem Lotteriefonds konnte 1994/1995 alle Ausstellungsgebiete im Museum gleich präsentiert werden und am 18. Mai 1995 wurde die Dauerausstellung „Einblicke – Durchblicke – Ausblicke“ eröffnet. Der Fokus der Ausstellung war die diversen Aspekte des menschlichen Lebens und Zusammenlebens durch Gegenstände zu zeigen, welche in acht ausgewählten geographischen Räumen ausgestellt waren. Nicht nur konnten die Besucher Objekte aus der ganzen Welt sehen, sondern auch anfassen, um diese besser zu verstehen.
Das neue Millennium und das Museum heute
Im Frühling 2000 entschied man sich aus den Museumsräumlichkeiten wieder Schulräumen zu machen. Das Museum wurde gezwungen zu schliessen und die Räumlichkeiten bis Frühling 2001 zu verlassen. Am 25. Februar schliesst das Museum, um ins Schloss zu ziehen, in dem sich der Rittersaalverein mit seiner Sammlung befindet. Der Rittersaalverein übergibt dem Museum eine sehr kleine Fläche (etwa ein Drittel der vorherigen Fläche) für ihre ethnographische Sammlung. Die Lagerung der Objekte teilt sich auf drei Ortschaften aus: Das Schloss, in der die Objekte ausgestellt werden, ein alter Dachstock mit wenig Platz und klimatisch schlechten Bedingungen, so wie einen Luftschutzbunker.
Im Herbst 2012 entscheidet sich eine kleine Gruppe von Studierenden der Universität Zürich im Rahmen eines Moduls die Sammlung zu betrachten. Diese Sammlung gewinnt ihre Herzen, und noch im selben Jahr beschliessen sie den „Interessensverein Völkerkundesammlung Burgdorf“ zu gründen. Seither ist „Projekt Burgdorf“ in verschiedene Zeitungen erschienen, hat eine Publikation veröffentlicht (mit mehreren noch in Bearbeitung), an einem Symposium teilgenommen, 2013 eine Ausstellung im Zentrum Paul Klee kuratiert und eine Benefizveranstaltung veranstaltet. Das Jahr 2014 ist eine grosse Chance für das Museum und den Verein, denn gleich drei Ausstellungen sind für das Jubiläum 150 Jahren Diplomatische Beziehungen Schweiz – Japan geplant, .
Bibliographie
Kordt, Arnold: Ethnographische Sammlung (Schiffmannsche Sammlung). In: Jahresbericht über das Gymnasium in Burgdorf. Am Schlusse des Schuljahres 1919/1920, 1920, S. 56-61.
Kordt, Arnold: Ethnographische Sammlung (Schiffmannsche Sammlung). In: Jahresbericht über das Gymnasium in Burgdorf 1920/1921, 1921, S. 49-54.
Kordt, Arnold: Ethnographische Sammlung. In: Jahresbericht über das Gymnasium in Burgdorf 1927/1928, 1928, S. 38-42.
Kunz Richard: Museum für Völkerkunde Burgdorf. Kirchbühl ade! Nach 92 Jahren verlässt das Museum für Völkerkunde das Burgdorfer Kirchbühl, in: Verein Burgdorfer Jahrbuch. Bd.68, 2001, S. 135-143.
Luterbacher, Otto: Das Gymnasium Burgdorf in den Jahren 1898-1923, E. Baumgartner, Burgdorf, 1923.
Museum für Völkerkunde, Burgdorf: Auf Glas gebannt. Die fotografische Sammlung des Burgdorfer Weltreisenden Heinrich Schiffmann (1872-1904), Museum für Völkerkunde, Burgdorf , 2006.
Museum für Völkerkunde: Einblicke – Durchblicke – Ausblicke, Museum für Völkerkunde, Burgdorf, 1995.
Unbekannt: Ethnographische Sammlung. In: Städtisches Gymnasium Burgdorf. Bericht über das Schuljahr 1939/1940, 1940, S.48-50.
http://www.projektburgdorf.org/ 05.08.2014
Im Jahre 1904 vermachte Heinrich Schiffmann (1872 in Burgdorf - 1904 in Ouchy), besser bekannt als Henri Schiffmann, durch sein Testament seine Sammlung von ungefähr 500 ethnographischen, sowie auch naturkundlichen Objekten dem Gymnasium Burgdorf. Trotz anfänglichen Problemen mit der Erbschaftssteuer, dem Transport und dem Hausieren der Gegenstände, wurde am 2. Mai 1909 die "Schiffmannschen Sammlung des Gymnasiums Burgdorf" im früheren Gemeinderatssaal im Schulhaus am Kirchbühl eröffnet. In den folgenden Jahren kann sich die Sammlung über reichliche Donationen freuen. Die geschenkten Objekte kommen von überall her, doch vor allem Asien scheint die Donatoren zu faszinieren, denn der Grossteil der Schenkungen kommt vom asiatischen Teil der Erde.
Grossartigen Schenkungen von Fräulein Marie M. Schafroth, Dr. Henri von Niederhäusern und vielen anderen Gönnern, sowie erste Käufe von Objekten führten zu einem Platzmangel und der vorläufigen Schliessung der Sammlung. Am 29.12.1917 entschloss die Einwohnergemeinde Burgdorf den Ankauf des Geschäftshauses der Firma „Bucher & Cie.“, am Kirchbühl 17. Dies sollte nicht nur der Schiffmannschen Sammlung zu Gute kommen, sondern auch der „Historischen Sammlung des Rittersaalvereins“. Die völkerkundliche Sammlung wurde den ganzen dritten Stock versprochen und der historischen Sammlung den zweite Stock. Die damalige Firma verwandelte sich so in ein Museumsgebäude. Die Umsiedlung der Objekte verzögerte sich jedoch wegen dem I. Weltkrieg auf das Jahr 1919. An Neujahr standen die Räume, nach einem Umbau, endlich zur Verfügung. Durch freundliche Hilfe der Gemeinschaft, Freunden und Gönner gelang der Umzug ziemlich schnell, so dass Ende August 1919 die Ausstellung der Sammlung erneut eröffnet werden konnte.
Nach dem Krieg, zwischen 1919 und 1921, wuchs die Sammlung dank Herrn Albert Kappeler um 150 philippinische (Igorroten und Ifugao Kultur) Objekte. Auch zu nennen ist Herrn Dr. Henri von Niederhäusern, der ebenfalls eine sehr grosse Anzahl an Gegenstände (Japan, China, Korea) hinzufügte. Die Herren Dr. Armin und Charles Im Obersteg schenkten 1927 der ethnographischen Sammlung ihre Kollektion von ungefähr 700 alten Gegenständen, die ihr Vater 40 oder mehr Jahre zuvor gesammelt hatte. Diese Objekte brachten dem Stadtrat dazu einen 20‘000 Franken hohen Kredit der Sammlung zuzusprechen. Dieser Kredit wurde für den Ausbau des Dachstockes des Museumsgebäudes gebraucht. Es scheint auch, dass Ende der 20er Jahren der Fokus der Stifter Richtung Südasien, Afrika und Südamerika gewechselt ist.
Von den 30er bis zu den 70er Jahren
Kurze Zeit nach dem Kriegsanfang verstirbt am 25. Dezember 1939 der erste Konservator und wichtiger Schenker der Sammlung, Dr. Arnold Kordt, in Zürich an einem Herzschlag. 30 Jahre lang sorgte er für das Fortbestehen der völkerkundlichen Sammlung und aus einer Sammlung wurden mehrere Kollektionen, die sogar zu einem kleinen Museum angewachsen sind. 1944 nach dem das Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen bombardiert wurde, werden 20 Kisten mit den 260 „wertvollsten“ Objekten in Tresorraum der Amtsersparniskasse Burgdorf deponiert. Im September 1945 befanden sich 260 Kunstobjekte unversehrt im Museum wieder. Während, wie auch nach dem Krieg werden nur wenige Gegenstände gekauft oder gestiftet.
Ein weiterer wichtiger Ankauf wurde 1951 mit dem Erwerb der ersten japanischen Farholzdrucke der Sammlung getätigt. Der Kurator Dr. Rychner war ein guter Bekannter von dem Berner Künstler Peter Stein, der eine private Sammlung von Drucken besass. Das Museum erwarb Hiroshiges 53 Stationen der Tōkaidō von 1850 (Kichizō-Edition) vollständig und in ausgezeichneter Qualität. Sie sollten den Grundstock der Farbholdruck-Sammlung bilden und sollten als Lehrmittel dienen. Eine Auswahl von Hiroshiges Werken und die anderer Künstler werden gerade im Museum Franz Gertsch ausgestellt (siehe Ausstellungen und Events: „Hiroshige & Kunisada“).
Probleme der 80er und 90er Jahre
1988 wurde erneut wegen Platzmangel die damalige „Ethnographische Sammlung des Gymnasiums Burgdorf“ im ehemaligen Gewerbeschulhaus am Kirchbühl 11 verlagert. Am 5. Februar 1989 wurde die Sammlung als „Museum für Völkerkunde Burgdorf“ neu eröffnet. Erst durch den grosszügigen Beitrag aus dem Lotteriefonds konnte 1994/1995 alle Ausstellungsgebiete im Museum gleich präsentiert werden und am 18. Mai 1995 wurde die Dauerausstellung „Einblicke – Durchblicke – Ausblicke“ eröffnet. Der Fokus der Ausstellung war die diversen Aspekte des menschlichen Lebens und Zusammenlebens durch Gegenstände zu zeigen, welche in acht ausgewählten geographischen Räumen ausgestellt waren. Nicht nur konnten die Besucher Objekte aus der ganzen Welt sehen, sondern auch anfassen, um diese besser zu verstehen.
Das neue Millennium und das Museum heute
Im Frühling 2000 entschied man sich aus den Museumsräumlichkeiten wieder Schulräumen zu machen. Das Museum wurde gezwungen zu schliessen und die Räumlichkeiten bis Frühling 2001 zu verlassen. Am 25. Februar schliesst das Museum, um ins Schloss zu ziehen, in dem sich der Rittersaalverein mit seiner Sammlung befindet. Der Rittersaalverein übergibt dem Museum eine sehr kleine Fläche (etwa ein Drittel der vorherigen Fläche) für ihre ethnographische Sammlung. Die Lagerung der Objekte teilt sich auf drei Ortschaften aus: Das Schloss, in der die Objekte ausgestellt werden, ein alter Dachstock mit wenig Platz und klimatisch schlechten Bedingungen, so wie einen Luftschutzbunker.
Im Herbst 2012 entscheidet sich eine kleine Gruppe von Studierenden der Universität Zürich im Rahmen eines Moduls die Sammlung zu betrachten. Diese Sammlung gewinnt ihre Herzen, und noch im selben Jahr beschliessen sie den „Interessensverein Völkerkundesammlung Burgdorf“ zu gründen. Seither ist „Projekt Burgdorf“ in verschiedene Zeitungen erschienen, hat eine Publikation veröffentlicht (mit mehreren noch in Bearbeitung), an einem Symposium teilgenommen, 2013 eine Ausstellung im Zentrum Paul Klee kuratiert und eine Benefizveranstaltung veranstaltet. Das Jahr 2014 ist eine grosse Chance für das Museum und den Verein, denn gleich drei Ausstellungen sind für das Jubiläum 150 Jahren Diplomatische Beziehungen Schweiz – Japan geplant, .
Bibliographie
Kordt, Arnold: Ethnographische Sammlung (Schiffmannsche Sammlung). In: Jahresbericht über das Gymnasium in Burgdorf. Am Schlusse des Schuljahres 1919/1920, 1920, S. 56-61.
Kordt, Arnold: Ethnographische Sammlung (Schiffmannsche Sammlung). In: Jahresbericht über das Gymnasium in Burgdorf 1920/1921, 1921, S. 49-54.
Kordt, Arnold: Ethnographische Sammlung. In: Jahresbericht über das Gymnasium in Burgdorf 1927/1928, 1928, S. 38-42.
Kunz Richard: Museum für Völkerkunde Burgdorf. Kirchbühl ade! Nach 92 Jahren verlässt das Museum für Völkerkunde das Burgdorfer Kirchbühl, in: Verein Burgdorfer Jahrbuch. Bd.68, 2001, S. 135-143.
Luterbacher, Otto: Das Gymnasium Burgdorf in den Jahren 1898-1923, E. Baumgartner, Burgdorf, 1923.
Museum für Völkerkunde, Burgdorf: Auf Glas gebannt. Die fotografische Sammlung des Burgdorfer Weltreisenden Heinrich Schiffmann (1872-1904), Museum für Völkerkunde, Burgdorf , 2006.
Museum für Völkerkunde: Einblicke – Durchblicke – Ausblicke, Museum für Völkerkunde, Burgdorf, 1995.
Unbekannt: Ethnographische Sammlung. In: Städtisches Gymnasium Burgdorf. Bericht über das Schuljahr 1939/1940, 1940, S.48-50.
http://www.projektburgdorf.org/ 05.08.2014