Pressestimmen zur Vernissage für die Ausstellung "Hiroshige & Kunisada - Faszinierende Farbholzschnitte"
Grüezi, Schweizerisch - Japanische Zeitung, Frühlingsausgabe (auf Deutsch)
Die Entdeckung der 'Zaigai Hihō' („Geheime Schätze im Ausland“) – Der Professor und die Studenten der Abteilung Kunstgeschichte Ostasiens am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich arbeiten an einer Wiederentdeckung der 'geheimen Schätze'
In den letzten Jahren schreitet die Nachforschung nach japanischen Kunstgegenständen im Besitz von ausländischen Museen und Kunstmuseen fort. In der Schweiz hat der Professor für Kunstgeschichte Ostasiens an der Universität Zürich, Hans Bjarne Thomsen, vor einigen Jahren eine Übung zum Thema 'Zaigai Hihō' ins Leben gerufen. Die Master- und Bachelorstudenten, die an der Übung teilnehmen, vertiefen sich arbeitsteilig in die Aufgabe, in Museen und Kunstmuseen in der ganzen Schweiz japanische Kunstschätze ausfindig zu machen und zu erforschen.
Unter diesen Museen befindet sich auch das Museum für Völkerkunde Burgdorf (BE), dessen wertvolle Sammlung auch erstklassige Kunstwerke wie Drucke von Hiroshige (1797-1858) und Kunisada (1786-1865) enthält, aber aufgrund fehlender Dokumentation nie ausgestellt wurde. Die Studenten katalogisieren die Burgdorf-Sammlung, und haben einen eigenständigen Verein gegründet, um deren Wert der Öffentlichkeit zu vermitteln.
Entdeckung der 'Zaigai Hihō'
Professor Thomsen hat vor einigen Jahren ein Projekt zum Thema 'Zaigai Hihō' („Geheime Schätze im Ausland“) ins Leben gerufen, und fördert damit die Nachforschung nach japanischen Kunstgegenständen im Besitz von Museen und Kunstmuseen in der ganzen Schweiz.
„Bevor ich dieses Projekt ins Leben rief, schätzte ich, dass es in der Schweiz etwa fünf Orte gibt, an denen japanische Kunstschätze aufbewahrt werden. Tatsächlich sind es jedoch um die 50 Organisationen und Institutionen, die japanische Kunstschätze beherbergen. Ich war ziemlich überrascht, als ich das herausfand,“ erzählt er leidenschaftlich. Dass sich im Museum Rietberg (Zürich), im Musée d'Ethnographie Neuchâtel, im Textilmuseum St. Gallen und im Musée Ariana (Genf) japanische Kunstschätze befinden, ist wohlbekannt, aber bei einer kürzlich durchgeführten Umfrage stellte sich heraus, dass in der Schweiz an vielen verschiedenen Orten japanische Kunstwerke aufbewahrt werden.
Darunter befindet sich auch das Museum für Völkerkunde Burgdorf, das Kunstwerke aus Japan, China, Korea, Tibet und anderen Ländern und Kontinenten beherbergt, die niemals katalogisiert wurden. Als man die Sammlung untersuchte, stellte sich unter anderem heraus, dass sich unter den Sammlungsobjekten auch äusserst wertvolle Kunstwerke befanden. Gegenwärtig haben nun die Studierenden den Auftrag übernommen und betreiben in den verschiedenen Museen Forschung.
Der Ursprung der Burgdorf-Sammlung
Der ursprüngliche Grundstock der Sammlung des Museums für Völkerkunde Burgdorf bestand aus etwa 500 Kunstobjekten und selbst gemachten Fotografien, die Heinrich Schiffmann (1872-1904) sammelte, als er die ganze Welt bereiste. Schiffmann, der als Sohn eines Exporteurs für Emmentaler Käse geboren wurde, hatte schon früh Interesse am Reisen und der Fotografie gefunden. Nachdem er die Wirtschaftshochschule in Lausanne abgeschlossen hatte, fuhr er trotz Tuberkuloseerkrankung damit fort, die Welt mit seiner Kamera zu bereisen. Seine erste grosse Reise führte ihn auch nach China und Japan. Bei einem Aufenthalt in Afrika steckte er sich jedoch mit Malaria an und musste seine Reise frühzeitig abbrechen. Noch jung starb er im Jahr 1904, vermachte aber seine Sammlung in seinem Testament dem Gymnasium in Burgdorf. Er wünschte sich, dass die Sammlung als Basis für die Eröffnung eines Völkerkundemuseum in Burgdorf dienen möge. 1909 wurde das Museum eröffnet, und der damalige Konservator des Museums, Dr. A. Kordt, betonte, dass die Sammlung „die Kenntnis der Kulturen fremder Völker und Erdteile vermittelt, die wir trotz aller Liebe zur Heimat notwendig haben “.
Interessensverein Burgdorf
Die Studierenden arbeiten an der Sammlung in verschiedene Gruppen getrennt. Eine Gruppe durchforstet beispielsweise historische Quellen nach Informationen über die Sammlung, eine Gruppe bearbeitet Ukiyo-e und Hängebilder, eine Gruppe ist zuständig für Gewehre und Lanzen zuständig, eine weitere Gruppe arbeitet mit Skulpturen, Kleidung und Webereien. Im März 2013 fand an der Universität Zürich für drei Tage das internationale Symposium 'Moving Art between East Asia and the West' statt. Neben den Wissenschaftlern aus Asien und Europa stellten auch die Studierenden der Kunstgeschichte Ostasiens ihre Forschungsergebnisse im Bezug auf die Burgdorf-Sammlung vor und zogen Aufmerksamkeit auf sich.
Die Studierenden entschlossen sich, die Sammlung genau zu untersuchen und zu katalogisieren, und damit die Sammlung zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck gründeten sie 2012 einen unabhängigen Verein. Die Präsidentin des Vereins, Rebeca Gomez Morilla, sagt zum Hauptzweck des Vereins: „In der Sammlung befinden sich auch sehr wertvolle Kunstgegenstände, aber es gibt nur wenige finanzielle Mittel für die Instandhaltung. Wenn man die Sammlung im jetzigen Zustand lässt, dann besteht die Möglichkeit, dass sie verloren geht und damit die Bemühungen von Heinrich Schiffmann den nachfolgenden Generationen von Museumsmitarbeitern zunichte gemacht werden. Deshalb haben wir uns überlegt, eigenständig einen Verein zu gründen und so auch finanzielle Unterstützung zu gewinnen, um die Sammlung zu erhalten. “
Im Herbst 2014 ist im Informations- und Kulturzentrum der japanischen Botschaft (JICC) in Bern eine Ausstellung zur Feier des 150-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz geplant.
Zudem wurde bis Mai letzten Jahres im Zuge der Ausstellung 'Paul Klee und der Ferne Osten' des Zentrum Paul Klee ein Teil der Sammlung im Creaviva ausgestellt.
In den letzten Jahren schreitet die Nachforschung nach japanischen Kunstgegenständen im Besitz von ausländischen Museen und Kunstmuseen fort. In der Schweiz hat der Professor für Kunstgeschichte Ostasiens an der Universität Zürich, Hans Bjarne Thomsen, vor einigen Jahren eine Übung zum Thema 'Zaigai Hihō' ins Leben gerufen. Die Master- und Bachelorstudenten, die an der Übung teilnehmen, vertiefen sich arbeitsteilig in die Aufgabe, in Museen und Kunstmuseen in der ganzen Schweiz japanische Kunstschätze ausfindig zu machen und zu erforschen.
Unter diesen Museen befindet sich auch das Museum für Völkerkunde Burgdorf (BE), dessen wertvolle Sammlung auch erstklassige Kunstwerke wie Drucke von Hiroshige (1797-1858) und Kunisada (1786-1865) enthält, aber aufgrund fehlender Dokumentation nie ausgestellt wurde. Die Studenten katalogisieren die Burgdorf-Sammlung, und haben einen eigenständigen Verein gegründet, um deren Wert der Öffentlichkeit zu vermitteln.
Entdeckung der 'Zaigai Hihō'
Professor Thomsen hat vor einigen Jahren ein Projekt zum Thema 'Zaigai Hihō' („Geheime Schätze im Ausland“) ins Leben gerufen, und fördert damit die Nachforschung nach japanischen Kunstgegenständen im Besitz von Museen und Kunstmuseen in der ganzen Schweiz.
„Bevor ich dieses Projekt ins Leben rief, schätzte ich, dass es in der Schweiz etwa fünf Orte gibt, an denen japanische Kunstschätze aufbewahrt werden. Tatsächlich sind es jedoch um die 50 Organisationen und Institutionen, die japanische Kunstschätze beherbergen. Ich war ziemlich überrascht, als ich das herausfand,“ erzählt er leidenschaftlich. Dass sich im Museum Rietberg (Zürich), im Musée d'Ethnographie Neuchâtel, im Textilmuseum St. Gallen und im Musée Ariana (Genf) japanische Kunstschätze befinden, ist wohlbekannt, aber bei einer kürzlich durchgeführten Umfrage stellte sich heraus, dass in der Schweiz an vielen verschiedenen Orten japanische Kunstwerke aufbewahrt werden.
Darunter befindet sich auch das Museum für Völkerkunde Burgdorf, das Kunstwerke aus Japan, China, Korea, Tibet und anderen Ländern und Kontinenten beherbergt, die niemals katalogisiert wurden. Als man die Sammlung untersuchte, stellte sich unter anderem heraus, dass sich unter den Sammlungsobjekten auch äusserst wertvolle Kunstwerke befanden. Gegenwärtig haben nun die Studierenden den Auftrag übernommen und betreiben in den verschiedenen Museen Forschung.
Der Ursprung der Burgdorf-Sammlung
Der ursprüngliche Grundstock der Sammlung des Museums für Völkerkunde Burgdorf bestand aus etwa 500 Kunstobjekten und selbst gemachten Fotografien, die Heinrich Schiffmann (1872-1904) sammelte, als er die ganze Welt bereiste. Schiffmann, der als Sohn eines Exporteurs für Emmentaler Käse geboren wurde, hatte schon früh Interesse am Reisen und der Fotografie gefunden. Nachdem er die Wirtschaftshochschule in Lausanne abgeschlossen hatte, fuhr er trotz Tuberkuloseerkrankung damit fort, die Welt mit seiner Kamera zu bereisen. Seine erste grosse Reise führte ihn auch nach China und Japan. Bei einem Aufenthalt in Afrika steckte er sich jedoch mit Malaria an und musste seine Reise frühzeitig abbrechen. Noch jung starb er im Jahr 1904, vermachte aber seine Sammlung in seinem Testament dem Gymnasium in Burgdorf. Er wünschte sich, dass die Sammlung als Basis für die Eröffnung eines Völkerkundemuseum in Burgdorf dienen möge. 1909 wurde das Museum eröffnet, und der damalige Konservator des Museums, Dr. A. Kordt, betonte, dass die Sammlung „die Kenntnis der Kulturen fremder Völker und Erdteile vermittelt, die wir trotz aller Liebe zur Heimat notwendig haben “.
Interessensverein Burgdorf
Die Studierenden arbeiten an der Sammlung in verschiedene Gruppen getrennt. Eine Gruppe durchforstet beispielsweise historische Quellen nach Informationen über die Sammlung, eine Gruppe bearbeitet Ukiyo-e und Hängebilder, eine Gruppe ist zuständig für Gewehre und Lanzen zuständig, eine weitere Gruppe arbeitet mit Skulpturen, Kleidung und Webereien. Im März 2013 fand an der Universität Zürich für drei Tage das internationale Symposium 'Moving Art between East Asia and the West' statt. Neben den Wissenschaftlern aus Asien und Europa stellten auch die Studierenden der Kunstgeschichte Ostasiens ihre Forschungsergebnisse im Bezug auf die Burgdorf-Sammlung vor und zogen Aufmerksamkeit auf sich.
Die Studierenden entschlossen sich, die Sammlung genau zu untersuchen und zu katalogisieren, und damit die Sammlung zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck gründeten sie 2012 einen unabhängigen Verein. Die Präsidentin des Vereins, Rebeca Gomez Morilla, sagt zum Hauptzweck des Vereins: „In der Sammlung befinden sich auch sehr wertvolle Kunstgegenstände, aber es gibt nur wenige finanzielle Mittel für die Instandhaltung. Wenn man die Sammlung im jetzigen Zustand lässt, dann besteht die Möglichkeit, dass sie verloren geht und damit die Bemühungen von Heinrich Schiffmann den nachfolgenden Generationen von Museumsmitarbeitern zunichte gemacht werden. Deshalb haben wir uns überlegt, eigenständig einen Verein zu gründen und so auch finanzielle Unterstützung zu gewinnen, um die Sammlung zu erhalten. “
Im Herbst 2014 ist im Informations- und Kulturzentrum der japanischen Botschaft (JICC) in Bern eine Ausstellung zur Feier des 150-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz geplant.
Zudem wurde bis Mai letzten Jahres im Zuge der Ausstellung 'Paul Klee und der Ferne Osten' des Zentrum Paul Klee ein Teil der Sammlung im Creaviva ausgestellt.
Grüezi, Schweizerisch - Japanische Zeitung, Frühlingsausgabe
(auf Japanisch)
Frühling 2013
NZZ Campus, "Als hätte ich einen Picasso gefunden"
10. Dez. 2012
Studierende der Universität Zürich versuchen, Kunst- und Alltagsobjekte aus Ostasien zu retten. Dabei lernen sie nicht zuletzt wichtige Lektionen zur lokalen und globalen Politik.
Anna Chudozilov
Ihre Augen strahlen, die Finger zittern beim Auspacken. Dann ist das braune Packpapier endlich weg, die prächtigen Bilder liegen vor ihr. Rebeca Gomez Morilla ringt um Fassung. «Es ist, als ob ich einen kleinen Picasso in den Händen hielte», so versucht die angehende Kunsthistorikerin die Bedeutung der japanischen Holzdruckserie zu erklären.
Auch Hans Bjarne Thomsen, Professor für die Kunstgeschichte Ostasiens an der Universität Zürich, kann sich dem Bann der handkolorierten Drucke nicht entziehen. Zusammen mit einer Gruppe von Studierenden und einigen Experten untersucht er zurzeit Werke aus Ostasien des Burgdorfer Museums für Völkerkunde. Seite für Seite blättert er mit der Studentin durch die Holzdrucke. Die Serie ist zwar nicht komplett, doch sehr gut erhalten. In der Schweiz ist sie wohl einzigartig, unter Kennern ein äusserst begehrtes Sammlerstück.
Für vieles fehlt Geld. Für das Bewundern der Kunstwerke bleibt aber nicht viel Zeit. Rebeca Gomez Morilla beginnt die Holzdrucke zu fotografieren, die anderen Studierenden schwärmen auf dem eiskalten Dachboden der Schule aus, in der sich das Depot des Burgdorfer Museums für Völkerkunde befindet.
«Der Raum ist wegen der Temperaturschwankungen und der hohen Luftfeuchtigkeit nicht als Depot geeignet», sagt Erika Bürki. Die Ethnologin ist zusammen mit der Ägyptologin Alexandra Küffer für die Sammlung und die Ausstellungsräume des Museums für Völkerkunde im Burgdorfer Schloss verantwortlich. Die beiden Frauen sind allerdings nur zu je 20 Prozent angestellt. In den vergangenen Jahren haben sie die altägyptische und die südamerikanische Sammlung aufgearbeitet und auch ausgestellt.
Inzwischen konnte sogar ein geeigneter Raum für das Depot in einem Zivilschutzkeller gefunden werden. Eigentlich könnte man mit dem Umzug beginnen. Doch da man zuerst noch einen Antrag an den Lotteriefonds stellen möchte, um die Objekte vorher komplett zu katalogisieren, befindet sich die Sammlung noch immer auf dem Dachboden.
Doch die beiden Kuratorinnen haben zurzeit auch andere Sorgen.
Kündigung ausgesprochen. Der Verein, der das Museum im Auftrag der Stadt Burgdorf betreibt, hat ihnen gekündigt. Grund dafür ist die neue Organisation der drei Museen, die im Schloss Burgdorf beheimatet sind. Die Interessengemeinschaft, in der sich die drei Museen zusammengeschlossen haben, will ihre Kräfte bündeln und eine Person anstellen, die alle drei Museen kuratieren soll. Auf dem Schloss Burgdorf soll zudem eine Jugendherberge entstehen.
«Davon werden auch die drei Museen profitieren, denn die Jugi bringt Frequenz und eröffnet erst noch die Möglichkeit von Projektwochen für Schülerinnen oder Studenten, sei es im mittelalterlichen oder im völkerkundlichen Segment», so erklärt Elisabeth Zäch, Burgdorfs Stadtpräsidentin, erste Ideen. «Wir sind stolz auf unsere Sammlung und wollen mit unsern beschränkten Mitteln das Bestmögliche für unsere Museen erreichen», sagt Zäch. Sie zeigt sich zuversichtlich, dass die neue Lösung der Sammlung gerecht wird. Die beiden Kuratorinnen sehen die Zukunft «ihres» Museums weniger optimistisch.
Gegründet wurde das Burgdorfer Museum für Völkerkunde 1909. Heinrich Schiffmann, der Sprössling einer Burgdorfer Käseexportfirma, war zweimal um die Welt gereist und brachte etwa 500 Exponate sowie Fotografien nach Hause, die er dem örtlichen Gymnasium vermachte. Die Sammlung wurde der Bevölkerung zugänglich gemacht und wuchs fortan dank den Gaben weiterer weitgereister Burgdorfer und dem Einsatz der wechselnden Kuratoren des Museums.
«Die Objekte erzählen nicht nur von fernen Ländern, sondern sind auch ein Stück Burgdorfer Geschichte», erklärt Rebeca Gomez Morilla. Aus alten Inventarlisten, der Korrespondenz und weiteren Unterlagen aus den Archiven des Museums versuchen die Studierenden die Geschichte der Objekte zu rekonstruieren. «Wir möchten der Stadt klarmachen, dass es hier auch um lokale Geschichte geht», erklärt sie. So fasziniert etwa das «Fräulein Schafroth», das zu Beginn des 20. Jahrhunderts alleine durch die Welt reiste und viel Spannendes und Kurioses zur Sammlung beisteuerte.
Fundus für Abschlussarbeiten
«Aus kunsthistorischer Perspektive ist nicht alles kostbar, was hier aufbewahrt wird», sagt der Kunsthistoriker Thomsen. «Aber auch Alltägliches hat einen historischen Wert.» Dieser ergibt sich aus der Geschichte der Objekte, deren Rekonstruktion noch lange nicht abgeschlossen ist. «Hier liegt Material für zahlreiche Abschlussarbeiten», sagt Professor Thomsen. «Immer wieder werfe ich Köder aus und weise die Studierenden auf Themen hin. Ich denke, einige haben schon angebissen!»
Ohne die engagierten Kuratorinnen, so befürchten die Studierenden, wird die Sammlung allerdings vergessen, vernachlässigt und irgendwann vielleicht gar aufgelöst. Sie glauben nicht so recht an die geplanten Lösungen. Deshalb sind die Studierenden an verschiedenen Fronten aktiv geworden. So versuchen sie nicht nur lokal Einfluss zu nehmen, sondern haben sich auch auf die Suche nach weiteren Verbündeten gemacht.
Besuch von japanischer Botschaft
Eine Vertreterin der japanischen Botschaft besucht den unwirtlichen Dachboden und lässt sich die Schätze aus ihrem Heimatland zeigen. Für das Jahr 2014 sind Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Japan geplant. Dann sollen Kunstwerke aus Burgdorf in einer Sonderausstellung gezeigt werden.
Rebeca Gomez Morilla erklärt, dass andere Botschaften nicht angeschrieben wurden, da man die zur japanischen Vertretung geknüpften Kontakte nicht gefährden wolle. «Manchmal bewegt man sich als Kunsthistorikerin entlang der Grenzen zur Diplomatie», sagt die Studentin. Wie nebenbei lernt sie viel über lokale und globale Politik. Wissen, das sie im Berufsleben brauchen wird.
Im Alleingang fast unmöglich
Auf einem Spendenkonto wollen die Studierenden für das Museum Geld sammeln, im kommenden Jahr sind eine Auktion zugunsten des Projekts und eine Ausstellung geplant. «Uns ist klar, dass wir die Sammlung nicht im Alleingang retten können», sagt Rebeca Gomez Morilla. «Doch wir hoffen, dass wir durch unser Engagement anderen Geldgebern zeigen können, wie wichtig die Sammlung ist. Wir wollen erreichen, dass Objekte immer wieder in Ausstellungen gezeigt werden können.» Dies sei auch im Interesse Burgdorfs, bestätigt Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch.
Doch vor Ort sind die Studierenden vor allem mit dem Sichten, Vermessen und Beschreiben beschäftigt. Die Studentin Fabienne Pfister untersucht zusammen mit Michèle Grieder, einer Expertin für ostasiatische Textilien, ein Kleidungsstück aus China. Die Gebrauchsspuren mindern zwar den Wert, zeigen aber, dass irgendwann ein Kind in dem Kleid draussen gespielt hat, es handelt sich also nicht einfach um ein «Souvenir».
Goldfäden Geschichte entlocken
Die Expertin stellt immer wieder ihre Lupe auf den dicht bestickten Stoff, erklärt der Studentin den Unterschied zwischen flachen und runden Goldfäden. Die beiden Frauen arbeiten in einem Klassenzimmer, froh, nicht den ganzen Tag auf dem Dachboden verbringen zu müssen.
«Schaut das alt aus!», staunt ein Schüler, der mittags Bücher holt. Vielleicht wird er sich eines Tages an die Studierenden erinnern, wenn es gelingt, die Schätze vom Dachboden seiner Schule auch für die kommenden Generationen so zu bewahren, dass man sie bewundern kann.
Anna Chudozilov
Quelle: http://campus.nzz.ch/studium/als-haette-ich-einen-picasso-gefunden (Letzter Zugriff: 12.12.2012, 10:50)
Anna Chudozilov
Ihre Augen strahlen, die Finger zittern beim Auspacken. Dann ist das braune Packpapier endlich weg, die prächtigen Bilder liegen vor ihr. Rebeca Gomez Morilla ringt um Fassung. «Es ist, als ob ich einen kleinen Picasso in den Händen hielte», so versucht die angehende Kunsthistorikerin die Bedeutung der japanischen Holzdruckserie zu erklären.
Auch Hans Bjarne Thomsen, Professor für die Kunstgeschichte Ostasiens an der Universität Zürich, kann sich dem Bann der handkolorierten Drucke nicht entziehen. Zusammen mit einer Gruppe von Studierenden und einigen Experten untersucht er zurzeit Werke aus Ostasien des Burgdorfer Museums für Völkerkunde. Seite für Seite blättert er mit der Studentin durch die Holzdrucke. Die Serie ist zwar nicht komplett, doch sehr gut erhalten. In der Schweiz ist sie wohl einzigartig, unter Kennern ein äusserst begehrtes Sammlerstück.
Für vieles fehlt Geld. Für das Bewundern der Kunstwerke bleibt aber nicht viel Zeit. Rebeca Gomez Morilla beginnt die Holzdrucke zu fotografieren, die anderen Studierenden schwärmen auf dem eiskalten Dachboden der Schule aus, in der sich das Depot des Burgdorfer Museums für Völkerkunde befindet.
«Der Raum ist wegen der Temperaturschwankungen und der hohen Luftfeuchtigkeit nicht als Depot geeignet», sagt Erika Bürki. Die Ethnologin ist zusammen mit der Ägyptologin Alexandra Küffer für die Sammlung und die Ausstellungsräume des Museums für Völkerkunde im Burgdorfer Schloss verantwortlich. Die beiden Frauen sind allerdings nur zu je 20 Prozent angestellt. In den vergangenen Jahren haben sie die altägyptische und die südamerikanische Sammlung aufgearbeitet und auch ausgestellt.
Inzwischen konnte sogar ein geeigneter Raum für das Depot in einem Zivilschutzkeller gefunden werden. Eigentlich könnte man mit dem Umzug beginnen. Doch da man zuerst noch einen Antrag an den Lotteriefonds stellen möchte, um die Objekte vorher komplett zu katalogisieren, befindet sich die Sammlung noch immer auf dem Dachboden.
Doch die beiden Kuratorinnen haben zurzeit auch andere Sorgen.
Kündigung ausgesprochen. Der Verein, der das Museum im Auftrag der Stadt Burgdorf betreibt, hat ihnen gekündigt. Grund dafür ist die neue Organisation der drei Museen, die im Schloss Burgdorf beheimatet sind. Die Interessengemeinschaft, in der sich die drei Museen zusammengeschlossen haben, will ihre Kräfte bündeln und eine Person anstellen, die alle drei Museen kuratieren soll. Auf dem Schloss Burgdorf soll zudem eine Jugendherberge entstehen.
«Davon werden auch die drei Museen profitieren, denn die Jugi bringt Frequenz und eröffnet erst noch die Möglichkeit von Projektwochen für Schülerinnen oder Studenten, sei es im mittelalterlichen oder im völkerkundlichen Segment», so erklärt Elisabeth Zäch, Burgdorfs Stadtpräsidentin, erste Ideen. «Wir sind stolz auf unsere Sammlung und wollen mit unsern beschränkten Mitteln das Bestmögliche für unsere Museen erreichen», sagt Zäch. Sie zeigt sich zuversichtlich, dass die neue Lösung der Sammlung gerecht wird. Die beiden Kuratorinnen sehen die Zukunft «ihres» Museums weniger optimistisch.
Gegründet wurde das Burgdorfer Museum für Völkerkunde 1909. Heinrich Schiffmann, der Sprössling einer Burgdorfer Käseexportfirma, war zweimal um die Welt gereist und brachte etwa 500 Exponate sowie Fotografien nach Hause, die er dem örtlichen Gymnasium vermachte. Die Sammlung wurde der Bevölkerung zugänglich gemacht und wuchs fortan dank den Gaben weiterer weitgereister Burgdorfer und dem Einsatz der wechselnden Kuratoren des Museums.
«Die Objekte erzählen nicht nur von fernen Ländern, sondern sind auch ein Stück Burgdorfer Geschichte», erklärt Rebeca Gomez Morilla. Aus alten Inventarlisten, der Korrespondenz und weiteren Unterlagen aus den Archiven des Museums versuchen die Studierenden die Geschichte der Objekte zu rekonstruieren. «Wir möchten der Stadt klarmachen, dass es hier auch um lokale Geschichte geht», erklärt sie. So fasziniert etwa das «Fräulein Schafroth», das zu Beginn des 20. Jahrhunderts alleine durch die Welt reiste und viel Spannendes und Kurioses zur Sammlung beisteuerte.
Fundus für Abschlussarbeiten
«Aus kunsthistorischer Perspektive ist nicht alles kostbar, was hier aufbewahrt wird», sagt der Kunsthistoriker Thomsen. «Aber auch Alltägliches hat einen historischen Wert.» Dieser ergibt sich aus der Geschichte der Objekte, deren Rekonstruktion noch lange nicht abgeschlossen ist. «Hier liegt Material für zahlreiche Abschlussarbeiten», sagt Professor Thomsen. «Immer wieder werfe ich Köder aus und weise die Studierenden auf Themen hin. Ich denke, einige haben schon angebissen!»
Ohne die engagierten Kuratorinnen, so befürchten die Studierenden, wird die Sammlung allerdings vergessen, vernachlässigt und irgendwann vielleicht gar aufgelöst. Sie glauben nicht so recht an die geplanten Lösungen. Deshalb sind die Studierenden an verschiedenen Fronten aktiv geworden. So versuchen sie nicht nur lokal Einfluss zu nehmen, sondern haben sich auch auf die Suche nach weiteren Verbündeten gemacht.
Besuch von japanischer Botschaft
Eine Vertreterin der japanischen Botschaft besucht den unwirtlichen Dachboden und lässt sich die Schätze aus ihrem Heimatland zeigen. Für das Jahr 2014 sind Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Japan geplant. Dann sollen Kunstwerke aus Burgdorf in einer Sonderausstellung gezeigt werden.
Rebeca Gomez Morilla erklärt, dass andere Botschaften nicht angeschrieben wurden, da man die zur japanischen Vertretung geknüpften Kontakte nicht gefährden wolle. «Manchmal bewegt man sich als Kunsthistorikerin entlang der Grenzen zur Diplomatie», sagt die Studentin. Wie nebenbei lernt sie viel über lokale und globale Politik. Wissen, das sie im Berufsleben brauchen wird.
Im Alleingang fast unmöglich
Auf einem Spendenkonto wollen die Studierenden für das Museum Geld sammeln, im kommenden Jahr sind eine Auktion zugunsten des Projekts und eine Ausstellung geplant. «Uns ist klar, dass wir die Sammlung nicht im Alleingang retten können», sagt Rebeca Gomez Morilla. «Doch wir hoffen, dass wir durch unser Engagement anderen Geldgebern zeigen können, wie wichtig die Sammlung ist. Wir wollen erreichen, dass Objekte immer wieder in Ausstellungen gezeigt werden können.» Dies sei auch im Interesse Burgdorfs, bestätigt Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch.
Doch vor Ort sind die Studierenden vor allem mit dem Sichten, Vermessen und Beschreiben beschäftigt. Die Studentin Fabienne Pfister untersucht zusammen mit Michèle Grieder, einer Expertin für ostasiatische Textilien, ein Kleidungsstück aus China. Die Gebrauchsspuren mindern zwar den Wert, zeigen aber, dass irgendwann ein Kind in dem Kleid draussen gespielt hat, es handelt sich also nicht einfach um ein «Souvenir».
Goldfäden Geschichte entlocken
Die Expertin stellt immer wieder ihre Lupe auf den dicht bestickten Stoff, erklärt der Studentin den Unterschied zwischen flachen und runden Goldfäden. Die beiden Frauen arbeiten in einem Klassenzimmer, froh, nicht den ganzen Tag auf dem Dachboden verbringen zu müssen.
«Schaut das alt aus!», staunt ein Schüler, der mittags Bücher holt. Vielleicht wird er sich eines Tages an die Studierenden erinnern, wenn es gelingt, die Schätze vom Dachboden seiner Schule auch für die kommenden Generationen so zu bewahren, dass man sie bewundern kann.
Anna Chudozilov
Quelle: http://campus.nzz.ch/studium/als-haette-ich-einen-picasso-gefunden (Letzter Zugriff: 12.12.2012, 10:50)
D'Region, Ostasiatische Schätze in Burgdorf
26. Okt. 2012
BURGDORF: Im Rahmen des Projekts «Zaigai Hiho» wird in Schweizer Museen nach Kunstwerken aus dem ostasiatischen Raum gesucht. So auch im Museum für Völkerkunde Burgdorf, wo die Präsenz Ostasiens bisher unbeachtet blieb. red
Zerbrechliche Keramik, erlesene Malerei, beeindruckende Waffen hoher Herren und Toilettenkästchen feiner Damen – wer hätte gewusst, dass sich solche Schätze im Depot des Museums für Völkerkunde in Burgdorf verstecken?
Bisher waren diese aussergewöhnlichen Kunstgegenstände im Magazin des Museums verborgen und die Präsenz Ostasiens in Burgdorf blieb unbeachtet. Dies soll sich jedoch ändern: Vergangene Woche haben zwölf Studierende des Kunsthistorischen Instituts der Universität Zürich unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Bjarne Thomsen zu Forschungszwecken dem Museum für Völkerkunde einen Besuch abgestattet. Im Rahmen des Projekts «Zaigai Hiho – Hidden Treasures Outside East Asia» wird in Schweizer Museen nach Kunstwerken aus dem ostasiatischen Raum gesucht. Geplant ist ein mehrjähriges Projekt zur Erfassung und Publikation ostasiatischer Kunst in der Schweiz, ein Forschungsvorhaben, das auch von Experten aus den USA und aus Südkorea begleitet wird.
Auch der Bestand des Völkerkunde-Museums, das Objekte aus China, Japan und Korea beherbergt, wird aufgenommen. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Museum etliche Werke von ausserordentlicher Qualität besitzt, die in der Schweiz, teilweise gar europaweit, einmalig sind. Am vergangenen Donnerstag haben nun fortgeschrittene Studenten des kunsthistorischen Instituts der Universität Zürich mit der Bestandesaufnahme dieser Kostbarkeiten begonnen. Sie vermessen die Gegenstände, bestimmen das Material, beschreiben spezifische Merkmale und Details der Objekte, konsultieren die Inventarlisten des Museums und fotografieren ihre Untersuchungsgegenstände.
Unter den Kostbarkeiten, die im Depot zu sehen sind, befindet sich beispielsweise auch ein Kyungdae, eine koreanische Toilettenbox, die im 19. Jahrhundert entstanden ist. Es handelt sich hierbei um eine Lackarbeit, die mit glänzenden Perlmutt-Einlagen und filigranen Eingravierungen geschmückt ist und vermutlich zur Aufbewahrung von Schminke, Schmuck und kleineren Accessoires gedient hat. Toilettenkästchen waren wichtige Besitztümer der gehobenen koreanischen Damen, und die Tatsache, dass etliche Symbole wie etwa der Kranich oder die Schildkröte sich auf ein langes Leben und Glück beziehen, könnte auf den Zweck als Hochzeitsgeschenk hinweisen.
Diese bemerkenswerte Sammlung ostasiatischer Kunst im Völkerkunde Museum Burgdorf, für welche die Co-Leiterinnen Erika Bürki und Alexandra Küffer zuständig sind, verdient auf jeden Fall mehr Beachtung. Und genau dieses Ziel verfolgt das Projekt auch: Es soll Aufmerksamkeit geschaffen werden für eine wirklich aussergewöhnliche Ansammlung von Kunstgegenständen. Neben der wissenschaftlichen Forschung wird auch noch ein weiteres Vorhaben angestrebt: Die japanische Botschaft feiert im Jahr 2014 «150 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen der Schweiz und Japan». Zu diesem Jubiläum ist in Burgdorf eine Ausstellung vorgesehen, die anhand der ethnographischen Exponate die vielfältigen Beziehungen zwischen der Emmestadt und dem ostasiatischen Raum aufzeigen soll. Damit würden die Stadt Burgdorf und das Museum für Völkerkunde in ein Netzwerk von Veranstaltungen eingebunden, die 2014 in der gesamten Schweiz stattfinden werden. Es würde sicherlich eine Ausstellung werden, die es sich zu besuchen lohnt.
Jasmin Welte
Quelle: http://www.anzeigerburgdorf.ch/2012/10/ostasiatische-sch%C3%A4tze-burgdorf.html (Letzter Zugriff 12.12.2012, 10:42)
Zerbrechliche Keramik, erlesene Malerei, beeindruckende Waffen hoher Herren und Toilettenkästchen feiner Damen – wer hätte gewusst, dass sich solche Schätze im Depot des Museums für Völkerkunde in Burgdorf verstecken?
Bisher waren diese aussergewöhnlichen Kunstgegenstände im Magazin des Museums verborgen und die Präsenz Ostasiens in Burgdorf blieb unbeachtet. Dies soll sich jedoch ändern: Vergangene Woche haben zwölf Studierende des Kunsthistorischen Instituts der Universität Zürich unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Bjarne Thomsen zu Forschungszwecken dem Museum für Völkerkunde einen Besuch abgestattet. Im Rahmen des Projekts «Zaigai Hiho – Hidden Treasures Outside East Asia» wird in Schweizer Museen nach Kunstwerken aus dem ostasiatischen Raum gesucht. Geplant ist ein mehrjähriges Projekt zur Erfassung und Publikation ostasiatischer Kunst in der Schweiz, ein Forschungsvorhaben, das auch von Experten aus den USA und aus Südkorea begleitet wird.
Auch der Bestand des Völkerkunde-Museums, das Objekte aus China, Japan und Korea beherbergt, wird aufgenommen. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Museum etliche Werke von ausserordentlicher Qualität besitzt, die in der Schweiz, teilweise gar europaweit, einmalig sind. Am vergangenen Donnerstag haben nun fortgeschrittene Studenten des kunsthistorischen Instituts der Universität Zürich mit der Bestandesaufnahme dieser Kostbarkeiten begonnen. Sie vermessen die Gegenstände, bestimmen das Material, beschreiben spezifische Merkmale und Details der Objekte, konsultieren die Inventarlisten des Museums und fotografieren ihre Untersuchungsgegenstände.
Unter den Kostbarkeiten, die im Depot zu sehen sind, befindet sich beispielsweise auch ein Kyungdae, eine koreanische Toilettenbox, die im 19. Jahrhundert entstanden ist. Es handelt sich hierbei um eine Lackarbeit, die mit glänzenden Perlmutt-Einlagen und filigranen Eingravierungen geschmückt ist und vermutlich zur Aufbewahrung von Schminke, Schmuck und kleineren Accessoires gedient hat. Toilettenkästchen waren wichtige Besitztümer der gehobenen koreanischen Damen, und die Tatsache, dass etliche Symbole wie etwa der Kranich oder die Schildkröte sich auf ein langes Leben und Glück beziehen, könnte auf den Zweck als Hochzeitsgeschenk hinweisen.
Diese bemerkenswerte Sammlung ostasiatischer Kunst im Völkerkunde Museum Burgdorf, für welche die Co-Leiterinnen Erika Bürki und Alexandra Küffer zuständig sind, verdient auf jeden Fall mehr Beachtung. Und genau dieses Ziel verfolgt das Projekt auch: Es soll Aufmerksamkeit geschaffen werden für eine wirklich aussergewöhnliche Ansammlung von Kunstgegenständen. Neben der wissenschaftlichen Forschung wird auch noch ein weiteres Vorhaben angestrebt: Die japanische Botschaft feiert im Jahr 2014 «150 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen der Schweiz und Japan». Zu diesem Jubiläum ist in Burgdorf eine Ausstellung vorgesehen, die anhand der ethnographischen Exponate die vielfältigen Beziehungen zwischen der Emmestadt und dem ostasiatischen Raum aufzeigen soll. Damit würden die Stadt Burgdorf und das Museum für Völkerkunde in ein Netzwerk von Veranstaltungen eingebunden, die 2014 in der gesamten Schweiz stattfinden werden. Es würde sicherlich eine Ausstellung werden, die es sich zu besuchen lohnt.
Jasmin Welte
Quelle: http://www.anzeigerburgdorf.ch/2012/10/ostasiatische-sch%C3%A4tze-burgdorf.html (Letzter Zugriff 12.12.2012, 10:42)